Golf Blog Berlin

 

 

 

 

Als ich im Spätherst 1999 mit meinen Freunden Janni und Ute im Kempinskihotel Bad Saarow eincheckte, wusste ich noch nichts von Golf und nichts von der Verzauberung durch die fliegenden Bällchen. Das Kempinski-Hotel weit draussen in der brandenburgischen Pampa galt damals in der Schicki-Micki-Szene als Geheimtip und mein Ex-Freund Wolfgang war in diesen Tagen dort Küchenchef und Grosser Zampano zugleich. Ein Wochenende am Scharmützelsee galt im alten Berlin für kurze Zeit als schick und hipp. Schon wie es mich kurz zuvor im Golfhotel "Son Vida" auf Mallorca fasziniert hatte, folgten meine Blicke auch in Bad Saarow wieder den eiligen Golfern, die mit vollgepackten Wägelchen in den Weiten der Wiesen und Wälder verschwanden. Wie aufregend! Doch die Begleiter fanden das total blöd und wollten lieber am Pool liegen und in der Sonne braten. Was ich wiederum absolut öde fand......

 

Im Frühjahr 2015 kam bei einer Runde in Gatow irgendwann das Gespräch auf Bad Saarow und die Bewerbung für den Ryder Cup 2022. Spontan beschlossen Heidi und ich, im Herbst zwei oder drei Tage hinzufahren und die Plätze zu spielen. Wir fanden einen Termin Anfang Oktober und Heidi buchte "3-Tage-3-Plätze" als Paket. Allerdings bekam die Reislust vier Wochen vorher einen kleinen Dämpfer, als ihr das Management mitteilte, dass leider bei der Buchung ein Fehler unterlaufen wäre und der Nick Faldo Platz wegen eines Internationalen Tuniers für alle 3 Tage leider gesperrt wäre. Für die supergute Spielerin Heidi wäre diese Änderung vielleicht ein Grund gewesen, die Reise zu stornieren, denn der Faldo-Platz stellt ja für jeden guten Spieler eine interessante Herausforderung dar, aber nach kurzer Beratung ließen wir es gut sein und freuten uns auf den geplanten Ausflug. (Staubten aber trotzdem als Entschuldigung zwei Gutscheine für das nächste Jahr ab....)

 

 

 

Was sich als kluge Entscheidung erwies, denn schon ein paar Tage vorher war klar, dass der kleine Trip mit "Kaiserwetter" gesegnet sein würde. Oder mit anderen Worten: Der Goldene Oktober erwartete die beiden Ladies mit offenen Armen. 3 Tage lang würden strahlender Sonnenschein, stahlblauer Himmel und puschelige Schäfchenwolken die üblichen Golfkümmernisse über schlechte Schläge und grottenschlechte Ergebnisse in den Hintergrund rücken lassen.

*JUCHUUUU*

 

 

 

 

Am maritimen Erleben vollkommen uninteressiert, warf ich einen pflichtschuldigen Blick vom hoteleigenen Steg auf den See (der im Übrigen wie hingegossen in der Sonne lag), murmelte " wie nett" und packte mein Zeug, um den Arnold Palmer Platz zu spielen. Die Vorgabetabelle an der Clubhaustür wies mir 6 Schläge mehr aus, als zu Hause in Gatow. Das müsste doch zu packen sein?

 

Mitnichten. Die Länge des Platzes (besonders der Par 4) war mit meinen Schlägen nicht zu knacken. Für den Dritten auf das Grün hätte ich zu oft einen 90 bis 110 Meter langen Eisenschlag carry gebraucht, den ich leider immer noch nicht beherrsche. Klar, ohne Hindernis immer geradeaus ist diese Entfernung kein Problem. In die Höhe und über jede Menge Bunker aber leider nicht zu schaffen.

Apropos Bunker:

 

 

 

 

Obwohl wir den Faldo Platz mit seinen berüchtigten Topfbunkern gar nicht zu Gesicht bekamen, wuchs meine Hochachtung für die Greenkeeper aber im Laufe der 3 gespielten Runden mächtig: Jeder einzelne der (gefühlten 100) Bunker war aktuell sauber geharkt und tadellos in Ordnung. Was musste DAS für eine Arbeit sein, Tag für Tag diese Menge Boden zu bearbeiten und zu pflegen. Mannometer! Respekt!

 

Nach 2 Runden mit jeweils traurigen 25 Punkten wartete ja am dritten Tag noch der Stan Eby Platz mit einem einfacheren Schwierigkeitsgrad. Eine kleines Erfolgserlebnis (vielleicht eine 30 plus X?) wäre schon nett gewesen......? Dank Heidis negativer Vorerfahrung über den wirklich endlosen Weg bis hinaus zum 1. Loch vom Stan Eby nahmen wir die Autos und übten sogar pflichstschuldig vorher auf der Range mitten im Nirgendwo. Dann ging es zum ersten Abschlag und eins-zwei-fix lernte ich, nicht von einer hübschen, einfachen Runde zu träumen. Wieder eklig lange Bahnen, erhöhte Grüns und unzählige Bunker. MIST! Ein Inselgrün zum Abgewöhnen kam dazu und ich drohte, in schlechte Laune zu kippen.

ABER, das kam gar nicht in Frage! Der Tag, das Wetter, der Himmel und der Platz waren einfach zu schön für schlechte Laune. Der Leser mag nur einen kurzen Blick auf die folgenden Bilder von Schäfchenwolken und Co werfen, um zu verstehen, was ich meine:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Platz ist kniffelig zu spielen und sicher braucht es einige Runden mehr, um die Länge und Annäherungen ein bisschen besser zu kennen. Egal, es war ein toller Tag und wieder einmal stellte ich fest, dass mir die Brandenburger Landschaft mit ihrem schnellen Wechsel zwischen dichter Bewaldung und vollkommen weiter Sicht über Felder und Wiesen, irgendwie liegt und gefällt.

 

Natürlich musste ich auch anerkennen, dass eine gute, sichere und geübte Golferin wie Heidi auch auf einem fremden Platz mit Tücken und Kniffen souverän ihr HCP spielt und auf jeder Runde locker puffert. Natürlich weiß ich, dass ihr HCP 14 weit außerhalb meiner Möglichkeiten liegt ...... aber träumen darf man doch, oder?

 

 

Und da wir gerade über Träume reden: Das angekündigte internationale Turnier war die Endausscheidung der Nick Faldo Series, die zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen wurde. 63 der besten Nachwuchsspieler aus 18 Ländern aller Kontinente kämpften in verschiedenen Alterklassen zwischen 12 und 21 Jahren über 54 Löcher um den Sieg. Im Hotel, auf der Range und im Club wuselten überall junge, supersportliche und schöne junge Menschen herum und freuten sich über das strahlende Wetter, die guten Bedingungen und die entspannte Atmosphäre. Ich wollte nicht aufdringlich sein und erlaubte mir nur ein Photo auf der Range aus entsprechender Entfernung:

 

 

 

 

Um die junge, fünfzehnjährige Siegerin Yumi Kudo aus Japan zu zeigen, benutze ich lieber das offizielle Pressefoto:

 

 

 

 

 

Sie spielte Runden von 74/ 69/ 70 (Gesamt - 3) und errang damit die Teilnahme an einem Profiturnier. BRAVO und viel Glück kann ich dazu nur sagen! Vielleicht hat die Brandenburger Pampa einem neuen Golfstar die Zukunft bereitet... Wer weiß?

 

 

Nach den drei Tagen in Bad Saarow packte ich am frühen Morgen mein Geraffel zusammen (die Familie in Berlin drängte) und machte mich auf den Heimweg. An der gleichen Stelle vor dem Hotel, an der ich 15 Jahre zuvor die Golfer heimlich beneidet hatte, stellte ich an diesem frühen Morgen meine Reisetasche ab, kramte das Handy raus, drehte mich um und machte ein letztes Photo. Gegen die Sonne.

Tschüss ....... bis bald!

 

 

 

 

Als Fazit kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass das Hotel und die Golfanlage wirklich Klasse und für einen Kurztrip vor den Toren Berlins einfach nur empfehlenswert ist. Für Golf-Anfänger macht es keinen Sinn hier zu spielen. Aber für alle anderen, geübten Spieler sind die Plätze richtig herausfordernd und manchmal echt stinkig!

 

Ich glaube zwar nicht daran, (weil Berlin einfach zu arm und zu sexy ist..) aber ich würde dem A-Rosa Hotel und dem Sporting Club Berlin wirklich von Herzen wünschen, dass die Bewerbung für den Ryder Cup erfolgreich ist.

 

 

Weiter im Jahr 2016

 

 

Nachtrag: Bekanntlich hat das ja nun leider nicht geklappt und ich erlaube mir, den wunderbaren Eugen Pletsch zu zitieren, der in seinem Artikel über die Ryder-Cup-Entscheidung im letzten Absatz schreibt:

 

"Aber es gibt noch ganz andere Gründe, warum man Rom den Buckeln, Pisten und Sandkuhlen vom Scharmützelsee den Vorzug gibt: Die Krise von Tiger Woods hat gezeigt, dass Spitzensportler persönliche Bedürfnisse haben und die Nutten von Rom haben nun mal einen ausgezeichneten Ruf, was nicht nur Kardinäle und Sportfunktionäre bestätigen werden. Oder auf bayrisch gesagt: In Rom wird kein Strauß den Kopf in den Sand stecken – dazu ist das Klima zu feucht!

Also: Auf nach Rom, wohin bekanntlich viele Wege führen."

 

 

(http://www.cybergolf.de/glosse/3245-die-ryder-verkappung)